Keine Radwege für Kriftel

Radweg

Radfahrende in Kriftel werden sich vermutlich die Augen gerieben haben, als die Gemeinde die Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Test 2022 präsentierte. „Beste Kommune im MTK“ und „Platz 3 hessenweit“ war überall zu lesen. Dass man jedoch mit einer Gesamtnote von 3,5 das schlechteste Ergebnis seit 2014 erzielt hatte (2014: 3,3; 2016: 3,0; 2018: 3,1; 2020: 3,2), geriet anscheinend zur Nebensache. Ob sich das zukünftig ändern wird, bleibt abzuwarten. Nicht nur, dass es in Kriftel aktuell keine echten Radwege gibt; es wird trotz der angekündigten Investitionen und Baumaßnahmen auch in Zukunft keine solchen geben. So wurden die Bäume auf der Höhe des Kleinkinderbereichs des Schwimmbades nicht etwa, wie angekündigt, für den Bau eines Radweges gefällt; hier wird lediglich der bestehende Gehweg verbreitert und befestigt, weil zukünftig Fuß- und Radverkehr gemeinsam diesen Weg benutzen sollen. Ähnlich verhält es sich mit dem Hattersheimer Weg entlang des Schwarzbachs. Hier wird es grundsätzlich schwierig, die aktuell vorgeschriebene Mindestbreite für gemeinsame Geh- und Radwege einzuhalten. Die in diesem Zusammenhang gerne erwähnte Rampe an der Kapellenstraße im Bereich der Schwarzbachbrücke wird dem Radverkehr leider auch keine wirkliche Verbesserung bieten, da das Fahrrad vermutlich zur und von der Rampe geschoben werden muss. Die von Land und Kreis geforderte Sicherheit, Leichtigkeit und Direktheit für den Radverkehr ist hier jedenfalls nicht zu erkennen. 

Es ist heutzutage hinreichend bekannt, dass Fuß- und Radverkehr auf gemeinsamen Wegen ein großes Konfliktpotenzial birgt, auch weil der Radverkehr, was die Menge als auch die Geschwindigkeit angeht, in den letzten Jahren stark angestiegen ist, so dass aus unserer Sicht eine Neubewertung der Radverkehrsplanung von 2017 notwendig gewesen wäre. Dies wurde jedoch abgelehnt.

Diese Form der gemeinsamen Verkehrsführung ist nur in Ausnahmefällen in Betracht zu ziehen; in Kriftel ist und bleibt sie der Regelfall. So wird es auch in Zukunft nicht möglich sein, dass Kinder und Jugendliche auf sicheren Radwegen Schulen, Sportstätten und Freizeitorte erreichen können und auch für den Alltagsradverkehr wird es keine sicheren, schnellen und durchgängig nutzbaren Radverbindungen für die Fahrt zum Einkaufen, zu der Arbeitsstätte und zum Nachbarort geben. Und dies, obwohl Kriftel eine „flächenmäßig kleine Gemeinde ist, in der es sich anbietet, das Auto stehenzulassen“.

Für Radwege sei schlichtweg kein Platz, heißt es aus dem Rathaus. Eine interessante Aussage, wenn man bedenkt, dass im Main-Taunus-Kreis 38 Prozent der CO²-Emissionen dem Verkehrsbereich zuzuordnen sind und hier schnellstens Einsparungen erzielt werden müssen, will man als Kommune den Kreis, das Land und den Bund bei den angestrebten Klimazielen unterstützen.